zeitkratzer - electroniX

Infos: www.staubgold.com, www.zeitkratzer.de
e-mail:
info(at)x-tract-production(dot)de, phone +49 (30) 505 93 401

x-t 2006 CD
Reinhold Friedl (artistic director, piano), Burkhard Schlothauer (violin),
Michael Moser (cello), Alexander Frangenheim (doublebass), Franz Hautzinger
(trumpet - on 2, 3, 4, 5), Axel Dörner (trumpet - on 5), Melvyn Poore(tuba),
Ulrich Krieger (saxophone), Luca Venitucci (accordion), Ray Kaczynski
(percussion - on 1, 4, 5), Maurice de Martin (percussion - on 2)
Dror Feiler (saxophone - on 5), Sebastian Hilken (cello - on 1)

1. Bernhard Guenter, “insects” (18:49)
(live at Podewil, Berlin 19/3/2001)

2. Terre Thaemlitz, “supersuperbonus” (11:39)
(live at Podewil 14/6/2000)

3. Manfred Klauß/Onnen Bock, „was noch was“ (12:37)
Klangorganisation unter Verwendung von "55 similar sounds + 2 drummers
drumming“ von Burkhard Schlothauer und „bisherigori“ von Anne Gillis
(1999-2004)

4. Column One
(Rene Lamp/Robert Schalinski), “Dead Air Part 8 Autonomie der Signale” (12:55)
(live at Podewil, Berlin 14/6/2000)

5. Dror Feiler/zeitkratzer, „Improvisation“ (7:47)
(live at Podewil, Berlin 18/1/1999)

total (63:51)

produced by Elke Moltrecht, Reinhold Friedl, Manfred Klauß
recording: Marcus Waibel
mixed: Reinhold Friedl, Manfred Klauß, Marcus Waibel, Onnen Bock
mastering: Onnen Bock
executive producer: Elke Moltrecht
distribution: www.staubgold.com, www.trenteaiseaux.com
cover painting: Jens Wolf, design: LSD
booklet design and inlaycard: House of Audio

Kindly supported by Berliner Kulturveranstaltungs-GmbH.
Special Thanks to Guido Henneboehl.


zeitkratzer - electroniX

Die vorliegende CD dokumentiert einen Aspekt der frühen Phase von zeitkratzer. Die Stücke und Aufnahmen stammen aus der Zeit, in der das Ensemble begann mit Musikern zusammenzuarbeiten, die herausragende neue Musik machten, sich jedoch nicht in den Gefilden akademischer sogenannter „N“euer Musik bewegten. Gerade im Bereich der elektronischen Avantgarde gab und gibt es zahlreiche Musiker, die durch die Demokratisierung der Produktionsmittel unabhängig von institutionalisierten Studios Musik produzieren und sich durch radikalere, freiere Denkweisen und klanglich neue Konzepte auszeichnen. Aber angesichts der Tatsache, dass Instrumentalklänge bezüglich Komplexität und Lebendigkeit der elektronischen Klangerzeugung noch immer deutlich überlegen sind, ließen sich die Komponisten der auf dieser CD vorliegenden Stücke dazu verführen, für verstärkte Instrumente zu komponieren. Dass die Musiker von zeitkratzer über persönliche, spezielle Techniken und Klänge auf ihren jeweiligen Instrumenten verfügen, von denen nicht wenige von elektronischen Klängen beeinflusst sind, machte diese Idee umso attraktiver. Bernhard Guenter, der sich in der Frühphase der elektronischen Independent-Musik bereits mit seiner Erstveröffentlichung „un peu de neige salie“ auf dem Label Selektion (Wiederveröffentlichung auf dem Label „Table of the Elements“ und seinem eigenen Label „trente oiseaux“) einen Namen gemacht hatte, lieferte als Vorlage für die Komposition „insects“ nicht nur eine präzise Beschreibung der Instrumentalklänge, sondern auch eine mitzuspielende CD, deren Klänge vom Ensemble übernommen, aber auch kontrapunktiert werden. Terre Thaemlitz hingegen, der sich selbst seit seiner New Yorker Underground-DJ- Zeit (in der er beispielsweise Platten mit Bill Laswell veröffentlichte) weniger als Musiker, denn als Künstler und Kämpfer für Gender-Bender sieht, schlug als Material für die Kooperation mit zeitkratzer seine Fag-Jazz-Produktion vor, die von zeitkratzer im Sinne von Thaemlitz’ herausragenden Elektronik- Veröffentlichungen „Means from an End“ (Milles Plateaux) und „Couture Cosmetique“ (Caipirinha Productions) bearbeitet wurden. Das hier vorliegende „supersuperbonus“ ist eine Auskopplung der auf Kirschbier-Records und Comatonse veröffentlichten gleichnamigen zeitkratzer-LP. Thaemlitz’ elektronischer „Milchglasscheiben-Sound“ übersetzt ins Intrumentale, trifft asymmetrische Fag- Jazz-Patterns. Nach dem Hören der Live-Version der Komposition „55 similar sounds and 2 drummers drumming“ von Burkhard Schlothauer (die auf dem Label „wandelweiser“ in der originalen zeitkratzer-Aufnahme erscheinen wird) entstand die Idee, das Material dem Audioadviser Manfred Klauss für eine Neufassung zur Verfügung zu stellen. Er realisierte sie mit Onnen Bock, der mit zahlreichen Klangregien auf sich aufmerksam machte. Vor ganz anderem Hintergrund spielte sich die Kooperation mit Column One ab. Die Berliner Zwei-Mann-Formation legte bereits zahlreiche, klanglich hochattraktive - eher im Industrial, Underground oder auch Kunstkontext beheimatete - Veröffentlichungen vor (u. a. White Error/Artefakt 5). Die vorliegende Aufnahme ist die akustische Dokumentation einer installativen Arbeit, bei der sich fünf Musiker mit ihren Instrumenten jeweils zwischen einem Monitor und einer Video- Kamera befinden und somit visuelle als auch akustische Feedbacks ausgelöst werden, aber durch Spiel und Bewegung der Musiker beeinflussbar sind. Dabei wurden die Instrumentalklänge von Column One so gewählt, dass eine Unterscheidung zwischen diesen und den fein austarierten Feedbacks aufgrund der akustischen Verschmelzungseigenschaften kaum möglich ist. Die letzte Aufnahme auf electroniX ist eine Improvisation des Ensembles mit Dror Feiler: im selben Konzert hatte zeitkratzer eine sehr lautstarke Komposition von Dror Feiler gespielt (veröffentlicht „lärm…\noise“, Tourette). Dror Feiler, bekannt für Noise und differenzierten Lärm, liebt die Opposition – auch bisweilen überraschend und selbstironisch und schlug vor, eine Pianissimo- Improvisation zu spielen, die zeitkratzer in Form von elektronisch anmutenden Instrumentalklängen und deren Mixturen realisierte. Reinhold Friedl gründete zeitkratzer 1997 im Podewil, wo es sein künstlerisches Profil entwickelte. 2001 waren zeitkratzer dort Ensemble in Residence, 2002 Associated Artists. zeitkratzer genießt einen international herausragenden Ruf, der auf neuartigen Programmen und Kooperationen beruht. Diese umfassen neben Interpretationen von Karlheinz Stockhausen, Helmut Lachenmann, Mathias Spahlinger bis hin zu LaMonte Young, Projekte mit Lou Reed, Carsten Nicolai oder Choreographen wie Sasha Waltz und der Modedesignerin Lisa D. (
www.zeitkratzer.de)

Text: Reinhold Friedl/Elke Moltrecht