KREUZTANBUL


Interkulturelles zwischen Kreuzberg und Istanbul in Ton, Bild und Wort
10. – 14. 10. 2007



Sehen wir es mal von dieser Seite: Wir hätten nicht diesen wunderbaren Tusch der Becken in unseren Blasmusikkapellen, wären nicht die Generationen unserer Urururgroßväter vom Klang der Musik der Osmanen berauscht gewesen. Die Entführung aus dem Serail hätten wir sowieso nicht, und da wäre auch kein alla turca weit und breit.

Fragen wir mal anders herum: Wer schenkt wem was, mit Absicht oder auch ohne? Was begehren und was fürchten wir? Und wie reagieren Künstler und Musiker auf diese gewollten oder ungewollten Geschenke, heute und früher?
Stichwort ‚Früher’, also eine kurze historische Perspektive vor dem Blick in Gegenwart und Zukunft: Um wie viel komplexer wird dieser Vorgang des Begehrens und Ablehnens, wenn nicht - wie Jahrhunderte lang gewesen - ein Osmanisches Reich und ein Habsburger Imperium, der "Osten" und der "Westen", sich an einer gemeinsamen Grenze gegenüberstehen, sondern wenn – wie im 19. Jahrhundert – Guiseppe Donizetti und ungezählte andere Komponisten aus dem Westen in Konstantinopel arbeiten. Und schon ist die türkische Musik nicht mehr, was sie vorher gewesen ist? Und wenn – schon sind wir wieder in der Gegenwart – sich all diese Prozesse im Inneren einer Stadt, wie Berlin, wie Kreuzberg, ereignen, oder in Istanbul, als Soziales zuallererst, als Künstlerisches deswegen aber notwendigerweise auch? No sound is innocent, und sie sind tatsächlich komplex, diese Vorgänge, und die Künstler hier wie dort reagieren darauf. Manchmal ist es auch umgekehrt und die Künstler geben vor, womit sich die Mehrzahl der Betroffenen erst später auseinandersetzen, geben vor, womit und woran dann auch Politik und Kulturpolitik zu arbeiten haben.

Das Festival im Ballhaus Naunynstraße "Kreuztanbul – Interkulturelles zwischen Kreuzberg und Istanbul in Ton, Bild und Wort" stellt wesentliche Positionen aus genau diesen Überschneidungen und Beeinflussungen, Vorgaben und Rückflüssen, Provokationen und Bestätigungen vor, aus den widersprüchlichen und fruchtbaren Szenen zwischen Kreuzberg und Istanbul.



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