Kleiner Wasserspeicher, Diedenhofer Straße, Prenzlauer Berg
(U Senefelderplatz)


Interventionen



21.09. 20.00 Uhr
Steamboat Switzerland feat. Michael Wertmüller und Lieder (Schweiz, Deutschland) Dominik Blum (hammond-organ, korg ms 20), Marino Pliakas (bass) Lucas Niggli (drums, percussion), special guests: Michael Wertmüller (percussion), Lieder - Ex-Alboth (voice)

Die Kraft einer voll aufgedrehten Hammondorgel, eines bis zur Unkenntlichkeit verzerrten E-Basses und eines knallharten Schlagzeugs! Angetrieben mit einem Hochdruckgemisch aus Metal-Riffs, zeitgenössischem Tonmaterial und freier Improvisation, lässt der Dampfer seine eigenen Störgeräusche in seltsam berührenden Harmonien aufgehen. Und im Maschinenraum kracht und zirpt es ganz gewaltig und hinterhältig. Steamboat Switzerland operieren auf eine Weise, in der Neue Musik, Improvisation und Elemente aus der Rockmusik eine Verbindung eingehen, die jenseits eines biederen Crossovers neue, integrative Erzählweisen erforscht.



22.09. 20.00 Uhr
Immersion 4
Deutschland/Australien Teil I - Audiovisuelle Live-Performances

"Immersion 4" ist eine Serie von Live-Konzerten (siehe auch 4. Oktober im Ballhaus Naunynstraße), die die Praxis von audio-visuellen Live-Präsentationen befragen. Australische und deutsche Video-, Medienkünstler und Musiker erkunden den improvisatorischen Austausch zwischen Bild, Sound und Raum. Sie bringen neue Methoden der Artikulation und des ästhetischen Verständnisses von erzählenden und abstrakten Verfahren der Visualisierung mit improvisatorischen und experimentellen Musikformen zusammen. Eine wesentliche Komponente ist die Art und Weise, in der die Musiker Verräumlichung mit den Parametern der Performance durch jedwede mehrkanalige Verteilung oder die Position der Akteure im Raum zu einem eindringlichen Hörerlebnis formen. Das Projekt stellt fünf Künstlergruppen vor, die ihre Arbeiten für den Kleinen Wasserspeicher entwickelt haben:

Jan Jacob Hofmann (electronics, live surround electronic), Dominic Redfern (live video)

Der synästhetische Ansatz beider richtet sich auf drei kurze Projekte: Töne, Formen, Bewegungen, Farben, Oberflächen und Materialien des Wasserspeichers werden den jeweiligen Medien zugeordnet und zu einer gemeinsamen Ausformung gebraucht: Oberflächen sehen und hören u.s.w. Jan Jacob Hofmann arbeitet mit der Raumklangmethode Ambisonic, das eine präzise Lokalisation verschiedensten Tonmaterials im Raum ermöglicht, unabhängig von der Position der Lautsprecher. Ausgangspunkt des Stückes ist der Raum und dessen Nachhallzeit von bis zu 12 Sekunden meßbar (hörbar ca. 4 Sekunden). Rhythmische Impulse werden in die Tiefe des Raumes von verschiedenen Richtungen gegeben und der Raum so akustische ausgelotet. Mit der studiotechnisch aufbereiteten Hallinformation des Raumes wurde dazu Klangmaterial vorab moduliert, bis zu dem Punkt, wo das typische Hallverhalten dieses Raumes selbst neue Töne generiert. Der natürliche Hall des Raumes tritt in Dialog mit dem synthetisch Vorerzeugten. Das Echo des Raumes ergänzt die Rhythmen der elektronischen Komposition. Dominic Redfern arbeitet mit Videomaterial, das er am Ort aufgenommen hat. Inhalte und Bedeutungen des visuellen und klanglichen Materials tauchen transformiert im jeweils anderen Medium wieder auf. Darüber hinaus wird Redfern eine Komposition von Hofmann visualisieren und Hofmann einen Film von Redfern vertonen.

Michael Vorfeld (Percussion), Reinhold Friedl (inside piano), Philip Samartzis (live electronics, surround sound mix), Lillevän (Video)

Reinhold Friedl und Michael Vorfeld haben mittlerweile ihre dritte CD released und die Kritik jubelt seit "au default du silence": "One of the most superb releases I've experienced for long, cannot find any other description or words to describe, truly hilarious!" (Music Magazine Absurd) Nun trifft das Duo auf Philip Samartzis, einen Ausnahme Elektronik-Musiker aus Melbourne, um gemeinsam den Wasserspeicher zu bespielen. Lillevän, der bereits in verschiedenen Kontexten mit Reinhold Friedl und dessen ensemble zeitkratzer zusammen arbeitete, wird den visuellen Part beisteuern. Ein minimalistisches und doch höchst sinnliches audio-visuelles Ereignis! Dazu werden Surround-Sound-Verteilungen und im Raum verteilte Video-Projektionsflächen verwendet. Der akustischen Improvisation steht die Live-Generierung des visuellen Materials gegenüber.

Marc Behrens Behrens (electronics, live surround electronic), Philip Brophy (liveelectronics, surround sound mix), Springer _ Parker - Ex Candela 2 (live-video)

Angeregt durch Pierre Henry stellen sich diese Künstler der Frage der Stille im Klang, der Schwarzpause im Bild und deren Wechselwirkungen. Eine Fokussierung ist durch Verteilung des Sounds im 4-Kanal-Klangraum und mit vier Bildprojektion möglich. Ein Ping Pong zwischen den Musikern und Videokünstlern ermöglicht Besetzungen vom Solo bis zum Zusammenspiel aller Akteure, symmetrisch und asymmetrisch. Die Aufführung ist in non-linear arrangierte Blöcke geteilt. Während das Tempo der Improvisationsteile mittelschnell bis langsam ist, wird es eine Anzahl komponierter, präziser, schneller, dichter und bewegter Audio/Video-Blöcke von kürzerer Dauer geben. Diese Blöcke können in Einzelteilen in die Improvisation wieder eingebaut werden, mal nur Klang, mal nur Bild, um die Non-Linearität zu steigern.

nach oben



23.09. 20.00 Uhr
Immersion 4
Deutschland/Australien Teil II - Audiovisuelle Live-Performances

Philip Brophy Brophy (live electronics, surround sound mix), Philip Samartzis (live electronics, surround sound mix), Dominic Redfern (live video)

HEAT bringt Australische Landschaften, die via audio-visueller Korrosion ihres romantischen Status beraubt werden. Die drei Künstler strecken Sound-Bild-Korrespondenz oder lassen sie kollabieren, um die dahinter liegende Verunreinigung des Terrains aufzuwühlen und ans Tageslicht zu bringen. Sie arbeiten im Surroundraum und auf verschiedenen Projektionsflächen. Die Künstler interessieren sich für die Zweidimensionalität von Bildern und der Dreidimensionalität von Sounds - wofür die Spatialisierung entscheidende Komponente ist. Die Musiker arbeiten mit separaten Soundpulten, mit denen sie Zugriff auf das gleiche Material haben, so dass sie die Verteilung der Klänge im Raum kontrollieren und manipulieren können. Dominic Redfern gehört zu den führenden australischen Videokünstlern. Er improvisiert mit Bildmaterial in Relation zu den Sounds der Musiker, ediert, mixt und verändert es durch Effekte. Er greift die formalen und strukturellen Ideen der Musik auf und integriert sie in seine Live-Video-Improvisation. Die Sounds und Bilder werden so verändert und im Raum verteilt, dass sie dem Besucher eine Illusion von Realität vermitteln und die Vorstellung durchbrechen, sie säßen in einem Kino. Was geschieht, wenn eine Hierarchie zwischen Sound und Image entfällt und alle Elemente gleichberechtigt werden?

Kirsten Reese sound, electronics, Dominik Busch visuals
Abglanz für mobile Lampe und Lautsprecher, Musterfolien, 4-Kanal-Audio

Abglanz bezieht sich auf den Raum und die symmetrischen Formen des Wasserspeichers. Aus dem sechseckigen Grundriss wurden Muster abgeleitet, die die Grundlage für die visuellen und akustischen Patterns der Performance bilden. "Media without media" lautet das Konzept, dem die visuelle Ebene folgt: Auf Folie aufgebrachte, netzartige Strukturen werden mit einer gerichteten Lichtquelle an die Wände des Wasserspeichers projiziert - ohne dass ein Video- oder Diaprojektor benutzt wird. Die Anordnung der Folien in mehreren Ebenen ergibt Überlagerungen, die zusammen mit der Bewegung der Lichtquelle für einen Animationseffekt sorgen. Die Muster sind aus dem Grundriss des kleinen Wasserspeichers entwickelt und ähneln in ihrer Struktur den Ornamenten der Alhambra. Auf akustischer Ebene wurden aus vielfältigen Rauschklängen Patterns gebildet, die ebenfalls von den visuellen Mustern abgeleitet sind.
Mit einem mobilen Lautsprecher werden diese in den Raum hineingestrahlt. Interferenzen ergeben sich durch Reflektionen im Raum und durch Überlagerungen mit Klängen, die von den nicht-mobilen Lautsprechern abgestrahlt werden. Wie auf der visuellen Ebene entsteht Klangbewegung durch die Bewegung der Performer, der Klang- und Lichtquellen, und nicht zuletzt durch die Bewegung des Publikums.

nach oben



24.09. 20.00 Uhr
Christoph Winkler We Are Time (Premiere)
Neues Tanzstück von Christoph Winkler (Deutschland), einmalige "site specific adaptation" für den Wasserspeicher, basierend auf dem neuen Solo
Musik: Tony Conrad "Four Violins", Tanz: Zufit Simon (Deutschland, Israel)
(siehe auch 19. September im Ballhaus Naunynstraße)

Charles Curtis (USA)
Eliane Radigue Naldjorlak (2005) for cello solo
(siehe auch 2. Oktober im Ballhaus Naunynstraße)

In Zusammenarbeit mit Charles Curtis entstanden, ist dies das erste rein akustische Werk einer Komponistin, die auf dreißigjährige Pionierarbeit für rein elektronischen Sound zurückblicken kann. Zarte, dennoch dichte Klangfülle wird nahtlos in eine dreiteilige Struktur eingewebt. Die versteckte, ungezähmte Klangfülle des Cellos ist in all ihrer Schallkomplexität und Fragilität gezeigt. Der tibetanische Titel bezieht sich auf die Bewegung allen Lebens in Richtung Ganzheitlichkeit. Qualitäten des intensiven Fokus, der Konzentration und Spiritualität, Grundsteine aller Arbeiten von Eliane Radigues, sind aus dem elektronischen Studio der Komponistin auf die Konzertbühne übertragen worden.

nach oben



26.09. 20.00 Uhr
Rendez-vous ZEBRA: Poesie trifft auf Film

An der Schnittstelle von Poesie und Film: Der Poesiefilm verbindet die Bilderwelten des Kinos mit der sprachlichen Verdichtung der Poesie. Gezeigt werden die besten ZEBRA Poetry Filme aus aller Welt - eine Vorschau auf den 3. ZEBRA Poetry Film Award im Oktober 2006. Der ZEBRA Poetry Film Award hat sich als größtes Forum für den internationalen Poetryfilm etabliert und gibt Filmemachern aus aller Welt Gelegenheit zum Ideenaustausch und zur Standortbestimmung. Das Festival bietet eine Plattform für ein dynamisches Kurzfilmgenre, das sich zwischen Literatur, Film und Neuen Medien zu einer eigenständigen Kunstform entwickelt hat. Verschiedene Sonderprogramme, ein internationales Kolloquium sowie eine umfassende Retrospektive ergänzen den 3. ZEBRA Poetry Film Award.
Ein Projekt der literaturWerkstatt Berlin. Weitere Infos unter: www.literaturwerkstatt.org

nach oben



28.09. 20.00 Uhr
Jean-Francois Laporte und Martin Ouellet (Kanada, Québec)
Khôra und FlyingCan Duo
Konzertinstallation mit selbstgebauten Instrumenten

Parallel zu seinen kompositorischen Aktivitäten widmet sich Jean François Laporte der Erfindung und dem Gestalten von "primitiven" Musikinstrumenten, baut Klanginstallationen und erkundet die Möglichkeiten zufälliger, experimenteller und improvisierter Musik.
"Khôra": Verstreut über den Standort, "baden" die Klänge von etwa zwanzig selbst erfundenen Instrumenten im Wasserspeicher; Klänge überraschender Tiefe, unverstärkt und unbearbeitet, "hyperrealen" Charakters, der an die Unwirklichkeit grenzt. Kein Lautsprecher oder Mikrophon ist hinter der vibrierenden Membran der Instrumente versteckt. Die Instrumente bringen Musik aus Masse und Bewegungen hervor, die pulsiert, auf evolutionsähnlichen Timbres basiert und sich in der Akustik des Wasserspeichers auf ideale Weise ausbreiten kann.

nach oben




29.09. 20.00 Uhr
Ensemble Zwischentöne (Deutschland)
Breaking Barriers
Dorothee Sporbeck, Natalia Pschenitschnikova (Flöten), Kristina Lösche-Löwensen (Violine), Augustin Maurs (Violoncello), Volker Schindel, Helles Weber (Akkordeon), Kurt König (Schlagzeug), Chiyoko Szlavnics (Sinustöne)
Alvin Lucier: "Heavier Than Air" für 4 Sprecher, Luftballons, Co2
Peter Ablinger: "Weiss/weisslich 22" Elektronik
Christina Kubisch: "Akustische Vermessungen" für 4 Akteure, Steine, Gefässe, Elektronik
Nader Mashayekhi: " 0 + eine Nacht" für Flöte, Akkordeon, Schlagzeug, Violoncello
Chiyoko Szlavnics: "Reservoir" für 7 Instrumente und Sinustöne mit Live-Video von Els van Riel (UA)

Das Ensembles Zwischentöne etablierte sich durch ein Repertoire aus Stücken seit Beginn der sechziger Jahre, in welchen unübliche Instrumente, Spielorte, Aufführungspraktiken oder Notationsformen Gegenstand der Auseinandersetzung sind. Mit Breaking Barriers! Verify! Activate! stellt das Ensemble in einer Performance-Reihe den Konzert-Publikum-Mythos in Frage. Was ist ein Konzert? Was ist ein Publikum? Was bedeutet "Kommunikation" in der Musik? Ein Konzert der Reihe findet in diesem Festivals statt. Die ausgewählten Stücke korrespondieren auf nahezu perfekte Weise mit dem Raumklang. Chiyoko Szlavnics komponiert für den Wasserspeicher. Das Publikum wird dabei im Zentrum sitzen, umgeben von Klängen und Resonanzen, die sich wie Wasser bewegen.

nach oben



30.09. 20.00 Uhr
Quatuor Bozzini (Kanada, Québec)
(siehe auch 2. Oktober im Ballhaus Naunynstraße)
Martin Arnold: "Aberrare" (casting) premier of a new version
Malcolm Goldstein: "A New Song Of Many Faces For In These Times"
Marc Sabat: "Beautiful City" (1994)
Jean Francois Laporte: "Quatuor #2" (in collaboration with Quatuor Bozzini)

nach oben